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Bilder & Details zum Jahrhundert-Hochwasser vom 20.10.2023

Jahrhundert-Hochwasser 20.Oktober 2023

SHZ 4.11.23

Immense Schäden: Sieben von 30 Zimmern im Hotel Strandhalle komplett zerstört

Von Olivia von Harlem | 03.11.2023, 14:42 Uhr

In den Wintergarten im ersten Stock hatte die Inhaberfamilie der Strandhalle um Birgit (links), Günter und Nicole Patzig möglichst viel gerettet. FOTO: OLIVIA VON HARLEM

Kniehoch stand das Wasser in der Hotelhalle, im Veranstaltungssaal und den unteren Gästezimmern, nachdem der Pegelstand in der Nacht auf den 21. Oktober seinen Höchststand erreicht hatte. Die Höhe des Schadens kann die Inhaberfamilie Patzig noch nicht benennen.

„Jetzt haben wir verloren“, war der erste Gedanke von Juniorchefin Nicole Patzig, als das Wasser am Nachmittag des Hochwasser-Freitags plötzlich in kleinen Fontänen von unten durch den Boden des Hotels Strandhalle im Strandweg blubberte. „Es war so beängstigend, weil wir nicht wussten, wie hoch das Wasser noch steigt.“ Und es stieg, am Ende auf gut 30 Zentimeter im Erdgeschoss des Hotels.

 „Wasser im Keller bis zum Knöchel oder auch Knie, das kannten wir wohl von den Hochwassern 1978 und 2018. Aber so etwas hat es vorher nicht gegeben“, sagt Inhaberin Birgit Patzig, die den Familienbetrieb in vierter Generation leitet.

Viele Elektrogeräte sind nicht mehr nutzbar

Die Schäden sind immens: Sieben der 30 Zimmer sind komplett zerstört, in weiteren fünf läuft die Heizung noch nicht wieder. Viele Elektrogeräte wie Gefrierschränke, Waschmaschinen oder Minibars sind unbrauchbar, Möbel haben gelitten. Ob der Parkettboden im großen Veranstaltungssaal zu retten ist, steht noch dahin. „In der Küche haben wir noch keinen Starkstrom. Wir wissen also nicht, ob die Geräte hier funktionieren“, erzählt Günter Patzig. Vor dem Haus steht ein gut gefüllter Sondermüllcontainer für all die vielen Dinge, die unbrauchbar geworden sind.

 

Dabei hatten die Familie, Mitarbeiter und Freunde in den dramatischen Stunden während des Hochwassers alles versucht: Sandsäcke befüllt und innen sowie außen vor die Türen gelegt. Möbel, Lampen, Bettzeug und alles, was ging, in den Wintergarten im ersten Stock gerettet. Und sogar den letzten Gästen am Freitagmorgen wurde vor ihrer Abreise noch ein Frühstück zubereitet. „Man hat einfach nur funktioniert und da angepackt, wo es gerade Not tat“, blickt Birgit Patzig zurück.

Trocknungs- und Lüftungsgeräte laufen rund um die Uhr

Bereits am Mittag des Sonnabend hatte sich das Gros des Wassers schon wieder zurückgezogen, wie es gekommen war: durch den Boden. Seitdem läuft das große Aufräumen. Nachdem alles Wasser raus war, wurden erste Teppiche und Tapeten herausgerissen. Rund um die Uhr laufen seitdem 20 Trocknungs- und Lüftungsgeräte. Obwohl alles wieder trocken scheint, filtern sie nach wie vor mehrere Eimer Wasser am Tag aus der Luft. Vier bis sechs Wochen lang wird ihr durchdringendes Brummen den Hotelalltag noch begleiten.

 

So man denn von Alltag sprechen mag: „Wir führen den Betrieb so gut es geht weiter“, sagt Nicole Patzig. Die Hälfte der Zimmer ist unbeeinträchtigt nutzbar, es wird Frühstück angeboten, kleinere Veranstaltungen ohne Speisen sind im höher gelegenen Restaurantbereich möglich.

Hoffen auf Hilfe vom Land

Wie hoch der Schaden am Ende sein wird, vermag die Familie noch nicht zu beziffern. Was ist mit den Geräten in der Küche? Verziehen sich die Türen noch? Quellen die Möbel auf? „Wir hoffen sehr auf Hilfe vom Land“, sagt Birgit Patzig. Gehört haben sie aber noch nichts, nicht aus Kiel oder von anderer Seite. Ihre Elementarversicherung schließt Hochwasser wegen der nahen Lage an der Schlei aus.

So viel Kraft es auch kosten mag, die Familie schaut nach vorne. „Wir versuchen, unseren Optimismus nicht zu verlieren“, sagt Nicole Patzig. Das Ziel zumindest steht fest: Zu Ostern wieder ein wie zu dieser Zeit immer ausgebuchtes Hotel zu führen.

Das Wasser hatte sich in der ganzen Hotelhalle von unten durch den Boden gedrückt. FOTO: NICOLE PATZIG

Heilloses Chaos herrschte nach dem Hochwasser auch im Keller der Strandhalle. FOTO: NICOLE PATZIG

 

Blick in ein zerstörtes Hotelzimmer: Teppich und Tapeten sind entfernt. Nun laufen Trocknungs- und Lüftungsgeräte, bevor mit der Renovierung begonnen werden kann. FOTO: OLIVIA VON HARLEM

 

Quelle SHZ Artikel: https://www.shz.de/lokales/schleswig/artikel/flut-in-schleswig-7-von-30-zimmern-im-hotel-strandhalle-zerstoert-45791312

SHZ
31.1.24

Schwere Schäden in der Strandhalle: Familie Patzig kämpft weiter mit den Folgen der Sturmflut

Von Annika Kühl | 30.01.2024, 12:00 Uhr


Juniorchefin Nicole Patzig kämpft weiter mit ihrer Familie gegen die Folgen der schweren Sturmflut im Oktober 2023.FOTO: ANNIKA KÜHL

 

Die Sturmflut hat in der Strandhalle in Schleswig einen Schaden von rund 200.000 Euro angerichtet. Noch immer arbeitet die Inhaberfamilie daran, die Spuren zu beseitigen.

Zarte Winter-Sonnenstrahlen wagen sich hinter den Wolken hervor und erhellen den Frühstücksraum der Strandhalle. Der Blick auf die Schlei ist idyllisch. An dieser Stelle deutet fast nichts mehr daraufhin, was sich hier vor rund drei Monaten abgespielt hat.

Juniorchefin Nicole und Mutter Birgit Patzig sitzen an einem Tisch und erzählen von den vergangenen Wochen. Im Gesicht: ein erschöpftes Lächeln. Kräftezehrende und nervenaufreibende Monate liegen hinter der Familie, die wie viele andere Geschäftstreibende immer noch mit den Folgen des schweren Hochwassers im Oktober 2023 zu tun hat.

Hotelbetrieb läuft normal weiter

Die Strandhalle war den Wassermassen schutzlos ausgeliefert, sieben von 30 Zimmern wurden zerstört. Inzwischen ist es nur noch eine schwache Linie, die in einigen Räumen andeutet, dass das Wasser hier einmal kniehoch gestanden hat. In dem betroffenen Zimmertrakt herrscht derweil reges Treiben. Während der Hotelbetrieb in den anderen Räumlichkeiten weiterläuft, arbeiten im Erdgeschoss Günter Patzig und die Handwerker daran, dass auch diese Schäden bald Vergangenheit sind.

 

Die Profi-Trockner seien vor Weihnachten abgebaut worden, jetzt laufen hier und da noch kleinere Trocknungsmaschinen, erklärt Juniorchefin Nicole Patzig. Der Aufwand ist groß: „Wir haben alle Wände aufgemacht, um die Dämmung zu untersuchen.“ Auch die Elektrik müsse komplett ausgetauscht werden. „Das ist schon herausfordernd“, sagt sie.

Aber es gibt Licht am Ende des Tunnels: Zwei Zimmer seien so weit, dass sie tapeziert werden könnten. Bis Ende März sollen vier der sieben Zimmer wieder bezugsfertig sein.

Während bei der Renovierung alle mit anpacken, bleibt Familie Patzig auf den Kosten alleine sitzen. Auf schätzungsweise 200.000 Euro belaufe sich der Schaden, sagt Birgit Patzig. Zwar habe es im Rahmen der Fluthilfe vom Land einen Kredit von 50.000 Euro gegeben, allerdings müsse dieser innerhalb von fünf Jahren zurückgezahlt werden. „Von einer Hilfe kann da nicht die Rede sein“, sagt die Seniorchefin. Auch der bürokratische Aufwand habe den Prozess in die Länge gezogen: „Das läuft ungefähr so gut, wie bei den Corona-Hilfen.“

Versicherungen zahlen nicht für Flutschäden

Der Gedanke an mögliche neue Hochwasserlagen löst bei Familie Patzig ein ungutes Gefühl aus. Seit Oktober ist die Schlei bereits zwei Mal wieder über die Ufer getreten. „Das ist schon ein mulmiges Gefühl. Jetzt ist die Angst verstärkt im Vordergrund“, sagt Birgit Patzig. Sie wünscht sich mehr Unterstützung von der Politik: „Ich erhoffe mir, dass die Regierung auf die Versicherungen zugeht“, sagt sie. Trotz Elementarversicherung kommen Versicherer nämlich nicht für Flutschäden auf.

Neben der Renovierung kämpft Familie Patzig noch mit einem ganz anderen Problem: Nach wie vor sorgt der Personalmangel dafür, dass der Restaurantbetrieb nicht wieder normal anlaufen kann. „Wenn wir wieder so aufmachen sollten wie vor Corona, bräuchten wir vier zusätzliche Kräfte in der Küche und drei im Service“, sagt Birgit Patzig. Fest steht also: „Die Gastronomie können wir Ostern noch nicht wieder aufmachen.“

Kleinere Veranstaltungen möglich

Trotzdem richtet sich der Blick nach vorne: „Das erklärte Ziel ist es, die Zimmer weiter fertig zu haben“, sagt Nicole Patzig. Auch kleinere Veranstaltungen könne man mit dem jetzigen Personal gut abdecken, „je nach Absprache.“

Doch auch wenn der Betrieb weiterläuft und die Schäden irgendwann behoben sein werden, will die Familie dafür sorgen, dass die Flut und ihre Auswirkungen nicht einfach so in Vergessenheit geraten. In der Überlegung sei beispielsweise eine Art Fotobuch, sagt Nicole Patzig. „Viele können sich das sonst gar nicht mehr vorstellen.“

Sie hoffen, zu Ostern einen Großteil der beschädigten Zimmer fertig zu haben: Birgit, Günter und Nicole Patzig (von links). FOTO: ANNIKA KÜHL

 

In den betroffenen Zimmer wird fleißig gearbeitet. Mittendrin: Juniorchefin Nicole Patzig. FOTO: ANNIKA KÜHL

 

Quelle SHZ Artikel: https://www.shz.de/lokales/schleswig/artikel/sturmflut-schaeden-familie-patzig-kaempft-um-die-strandhalle-46361262

IHK Magazin Januar 2024

SCHLESWIG: BESUCH NACH DER FLUT

– Artikel von Aenne Boye / IHK Magazin Flensburg, Januar 2024 –

Nach der Ostsee-Flut: So geht es für die Betriebe weiter

Die Sturmflut Ende Oktober hat viele Unternehmen an der Ostseeküste schwer getroffen. Die meisten bauen ihr Geschäft wieder auf. Für einige bedeutet es aber auch das Ende. Zwei Schleswiger Unternehmerinnen berichten. 

– Auszug aus dem Artikel-

„Wir hätten nicht gedacht, dass es so schlimm wird“, sagt Nicole Patzig vom Hotel Strandhalle in Schleswig. Das Haus liegt direkt an der Schlei. Am Tag der Flut Ende Oktober kam das Wasser durch den Boden und stand im gesamten Erdgeschoss knöchelhoch. „Meine Mutter ist seit 1989 Inhaberin des Betriebs. Sie hat so eine Flut noch nie erlebt“, so die Unternehmerin.

Obwohl ihre Familie und das Team vorab versuchten, so viel wie möglich im Erdgeschoss zu retten, ist der Schaden immens: Sieben Hotelzimmer, vier Räume, die Lobby und ein Flur sind betroffen. „Wie lange die Renovierungsarbeiten dauern, weiß ich nicht“, sagt Nicole Patzig. „Jede Fachfirma bringt neue Hiobsbotschaften.“ Und die Versicherung? „Die zahlt nicht, weil wir uns in einem Hochwassergebiet befinden.“

Nach der Corona-Krise hatten wir uns gefreut, dass jetzt endlich Normalität einkehrt – und jetzt das. – Nicole Patzig

Den Hotelbetrieb hatte das Familienunternehmen schon nach wenigen Tagen wieder aufgenommen. Die Inhaber vermieten die restlichen 23 Zimmer mit Frühstück. Restaurant und Café liegen im Erdgeschoss und sind ebenfalls betroffen. „Nach der Corona-Krise hatten wir uns gefreut, dass jetzt endlich Normalität einkehrt – und jetzt das.“ Aufgeben sei für sie und ihre Familie aber keine Option. Sie bleiben optimistisch und hoffen, dass sie Ostern mit Beginn der Hauptsaison wieder in den Normalbetrieb übergehen können.

Beide Unternehmerinnen sind sich einig: Das angebotene Darlehen von der Landesregierung in Höhe von 50.000 Euro reiche bei Weitem nicht, um den Betrieb wieder aufzubauen. Auch wünschen sie sich, dass neben dem Wiederaufbau der Hochwasserschutz langfristig gedacht wird und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, damit die nächste Flut nicht so viel Schaden anrichtet.

 

Quelle SHZ Artikel: https://www.ihk.de/schleswig-holstein/ihk-magazin/fl-januar-2024-flutschaeden-sl-6029802

 

Nicole Patzig am Tag der Flut im Vorgarten ihres Hotels © Hotel Strandhalle

 

Das Hotel Strandhalle in Schleswig am Tag der Flut © Hotel Strandhalle